Ein Memo der New York Times weist Journalisten an, Begriffe wie „ethnische Säuberung“, „Völkermord“ oder „besetzte Gebiete“ zu vermeiden

Die New York Times wies Journalisten, die über Israels Krieg im Gazastreifen berichten, an, die Verwendung der Begriffe „Völkermord“ und „ethnische Säuberung“ einzuschränken und die Verwendung des Ausdrucks „besetztes Gebiet“ bei der Beschreibung palästinensischen Landes zu „vermeiden“, wie aus einer Kopie eines internen Memos hervorgeht, das The Intercept vorliegt. Das Memo weist Reporter außerdem an, das Wort Palästina „außer in sehr seltenen Fällen“ nicht zu verwenden und den Begriff „Flüchtlingslager“ zu vermeiden, wenn es um die Beschreibung von Gebieten des Gazastreifens geht, die historisch von Binnenflüchtlingen besiedelt wurden, die während früherer israelisch-arabischer Kriege aus anderen Teilen Palästinas geflohen waren. Die Gebiete werden von den Vereinten Nationen als Flüchtlingslager anerkannt und beherbergen Hunderttausende registrierte Flüchtlinge. Das Memo – verfasst von der Times-Standardredakteurin Susan Wessling, dem internationalen Redakteur Philip Pan und ihren Stellvertretern – „bietet Hinweise zu einigen Begriffen und anderen Problemen, mit denen wir uns seit Beginn des Konflikts im Oktober herumschlagen.“ Während das Dokument als Leitfaden für die Einhaltung objektiver journalistischer Grundsätze bei der Berichterstattung über den Gaza-Krieg präsentiert wird, erklärten mehrere Times-Mitarbeiter gegenüber The Intercept, dass einige seiner…   Inhalte die Achtung der israelischen Narrative durch die Zeitung belegen. „Die Herausgabe solcher Richtlinien zur Gewährleistung von Genauigkeit, Konsistenz und Nuancen in unserer Berichterstattung ist gängige Praxis“, sagte Charlie Stadtlander, ein Sprecher der Times. „Bei all unseren Berichten, auch bei komplexen Ereignissen wie diesem, achten wir darauf, dass unsere Sprachwahl sensibel, aktuell und für unser Publikum klar ist.“ Probleme mit Stilrichtlinien waren Teil einer Reihe interner Meinungsverschiedenheiten bei der Times über ihre Gaza-Berichterstattung. Im Januar berichtete The Intercept über Streitigkeiten in der Redaktion der Times über Probleme mit einer investigativen Geschichte über systematische sexuelle Gewalt am 7. Oktober. Das Leck führte zu einer höchst ungewöhnlichen internen Untersuchung. Das Unternehmen wurde scharf kritisiert, weil es angeblich Mitarbeiter der Times mit nahöstlicher und nordafrikanischer Abstammung ins Visier genommen hatte, was die Times-Führung dementierte. Am Montag teilte Chefredakteur Joe Kahn den Mitarbeitern mit, dass die Untersuchung des Lecks erfolglos abgeschlossen worden sei.